Vereinschronik

Konrad Gruber war am 7. Mai 1922 der Festobmann des Gründungsfestes des Gebirgstrachten Erhaltungs- und Schuhplattler-Vereines „D’ lustigen Steirer z’ Judenburg“. „Tracht frei“ hatte man sich als Vereinsgruß ausgesucht.

 

Der 1. Schuhplattlerball wurde im Hotel Post am 10. Februar 1923, der 1. Dirndlkirta am 12. November 1923 gefeiert. Aufgrund der unsicheren politischen Situation der 30-er Jahre kam es zu einem häufigen Obmänner wechsel und sogar zu kurzzeitigen Vereinsstilllegungen.

Josef Daigl, nach dem der heute noch bekannte Figurentanz „Daigl Steirischer“ benannt ist, war damals auch aktives Vereinsmitglied in Judenburg. Ab September 1927 war Valentin Pichler 1.Obmann. Er gründete dann, 5 Jahre später, mit seinen 15 (!) eigenen Kindern eine Kindergruppe. Drei leben heute noch und sind dem Brauchtum eng verbunden, seine Enkelin Evelyn ist unterstützendes Mitglied, Tochter Edith spielt Hauptrollen in der Theatergruppe der Berglabuam Fohnsdorf 1936 musste der Verein, unter Obmann Hans Haslebner, stillgelegt werden. Doch bereits ein Jahr nach Kriegsende wurde die Vereinstätigkeit unter Obmann Roman Ginter, seit 1929 Obmann, wieder aufgenommen.

Gerade in den schweren Nachkriegsjahren hatten Volkstanz und Brauchtum in Judenburg einen hohen Stellenwert. Eine acht Mann starke Vereinskapelle sowie die große Kindergruppe feierten im Jahre 1952 das 30 jährige Jubiläum mit Obmann Hans Haslebner. Bereits zwei Jahre später musste der Verein erneut ruhend gestellt werden: Ein verregnetes Fest brachte ein großes, finanzielles Defizit. Die BH beschlagnahmte sogar Inventar und Trachten.

Aber im Oktober 1962 fanden sich Gott sei Dank Markus Enzinger, Siegfried Brandner (heute noch Ehrenmitglied), Friedrich Krenn, Roman Ginter und Emilie Petschnig zusammen, sodass der Verein unter dem Namen „D’lustigen Steirer z’ Judenburg“ neu gegründet werden konnte. Das alte Vereins-Inventar durfte von der Stadtgemeinde abgeholt werden. Allerdings waren Trachten und Kirtabuschen durch unsachgemäße Lagerung unbrauchbar geworden, sodass alles neu angeschafft werden musste, was ein schwieriges Unterfangen war für die Mitglieder. Unter großen Anstrengungen veranstaltete Obmann Roman Ginter Frühlingskränzchen und Maibaumumschneiden und im November 1962 sogar einen Dirndlkirta, So konnte der Verein bald wieder ansehnliche Einnahmen verbuchen. Man kaufte neue Trachten und trat so wieder in der Öffentlichkeit auf.

 

In den 70er Jahren gab es zahlreiche Vereins-Besuche, auch in das benachbarte Ausland. Die Reisen gingen etwa ins Ruhrgebiet, nach Nord-Hessen und auf die Insel Krk. 1964 übernahm Josef Grassl den Obmanns-Posten von Roman Ginter (Ehren-Obmann, gest.1972) und im Jahre 1973 übernahm dann der langjährige Kassier, Markus Enzinger, das oberste Amt, welches er bis 1989 inne hatte.

Frau Anni war die gute Seele im Verein, liebevoll wurde sie „Mutti“ genannt.

In den 70-er und 80-ern bestand der Verein fast ausschließlich aus Mitgliedern der Familie(n) Enzinger und war in dieser Zeit sehr erfolgreich, besonders beim Platteln! Hans, Sepp, Fritz, Peter und Franz mit Schwager Peter Miesbacher (Ehrenmitglied) waren sehr engagiert und stets bereit aufzutreten und überall mitzuarbeiten. Die Enzigers halten sich bis heute im Verein, zumindest in ehrenamtlicher und allseits beratender Funktion. Edeltrude und Hans Sonnleitner sind ebenfalls schon seit den 60-ern aktiv, genau wie Familie Nägele: Konrad ab 1967 als Schriftführer und Tänzer, Hildegard als Wirtschafterin und Tänzerin.

 

Seit 1982 hat der Verein auch eine Kindergruppe, welche Johann Enzinger, erfolgreicher Landesverbands-Vortänzer, ins Leben rief. Er war danach beim HV Stamm 1907, ebenfalls Vortänzer und Verbands- Brauchtumsreferent. 1986 verließ Johann Enzinger den Verein und die Kindergruppe fiel in die Obhut von Christine Enzinger. Auch sie fuhr zahlreiche Preise ein, gewann sogar 3x den Wanderpokal für die beste Tanzgruppe im Verband Oberes Murtal. In Bruck/Mur übernahm Christine das Fahnenband „1.Tanzpreis“ für die Kindergruppe aus den Händen des damaligen Landesgeschäftsführers Siegfried Schrittwieser und der Frau LR Dr. Anna Rieder in Empfang. Es war eine ihrer größten Auszeichnungen.

Preisverdächtig war die Truppe schon immer:

Im April 1995 haben die ehrgeizigen Judenburger beim Tanzwettbewerb in Granitzen alles gewonnen, was möglich war. Tanzpreis, Plattlerpreis, Trachtenpreis und Meisterpreis! In Pöls, der Heimat des damaligen Obmannes und der Jugendleiterin, haben die „Lustigen Steirer“ ebenfalls alle ersten Plätze errungen. Im Jahre 1989 gab Obmann Markus Enzinger seine Funktion an seinen Neffen Josef Enzinger weiter, der sie über 20 Jahre lang ausübte. Markus Enzinger wurde Ehrenobmann, stand aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Er verstarb im März 2011 im Alter von stolzen 91 Jahren.

 

Der Verein ist nach wie vor sehr aktiv: Etwa beim Dirndlkirta, Maibaumaufstellen und -umschneiden, bei der Palmmesse und dem Johannisfeuer. Der Steiermark-Frühling in Wien und das Aufsteirern in Graz sind Fixpunkte, genauso wie das alljährliche Stadtfest in der Heimatstadt Judenburg. 39 Trachtenträger besuchten dereinst auch das Folklorefest in Bregenz und zeigten auf der Hauptbühne Tänze mit dem Rollstuhlfahrer Hans-Peter Zunk.

 

Im Jahre 2016 übernahm Manuela Sprung die Kindergruppe. Jetzt schaut sie darauf, dass es regelmäßig Auftritte mit den kleinen Trachtlern gibt. Diese sind auch eifrigst dabei und haben großen Spaß an Ihren Tanz-Vorführungen, welche bei den Fest-Besuchern immer gut ankommen. Auch sie haben schon Abzeichen und Preise ertanzt und waren u.a. Ehrengäste bei der großen Umweltkonferenz in Judenburg. Die Plattlergruppe, unter Vorplattler Krenn Robert, ist beim Preis-Platteln stets erfolgreich und macht regelmäßig beim Wanderbanner mit.

Bis heute fleißig am Tanzen ist auch die Erwachsenen-Gruppe, unter Leitung von Vortänzerin Kerstin Nägele. Viele Pokale sind in den Schaukästen des Vereinsheims zu bewundern und es kommt immer noch was dazu. Der Stolz ist dementsprechend groß!

Seit 2003 haben wir, unter Obfrau Emmi Leitner, auch eine Spinnrunde im Verein, die durch ihre zahlreichen Ausstellungen, z.B. im Schloß Farrach und durch ihre Auftritte beim Aufsteirern, weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt ist. Die Damen weben, filzen, und stricken und erzeugen so vollkommen natürliche Produkte, die guten Absatz finden. Auch als Expertinnen in mittelalterlichen Handarbeitstechniken hat sich unsere Spinnrunde bereits einen Namen gemacht: In Friesach erhielt sie als Anerkennung den Nachbau einer frühmittelalterlichen Glashandspindel, welche bei einer Ausgrabung gefunden worden war.

 

Was wär das Leben und der Tanz, ohne die passende Musik? An dieser Stelle seien unsere langjährigen Vereinsmusiker erwähnt. Über 30 Jahre lang war es Josef Unterweger. Seit dessen Ausscheiden, beehrt uns Siegfried Graßhoff mit seiner steirischen Harmonika. Er tritt zudem auch als Alleinunterhalter auf und ist mit viel musikalischer Leidenschaft dabei.

 

Zu guter Letzt, ein großes Dankschön an alle aktiven und ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, sowie der Stadtgemeinde Judenburg und dem Tourismusverband, die uns bei allen Anliegen immer unterstützt haben und es bis heute tun. Ohne diesen Zusammenhalt, wäre vieles nicht möglich! Auf viele weitere Jahre Tanz und Plattln mit den „Lustigen Steirern z’Judenburg“!

Wo Traditionen gepflegt und

Brauchtum

gelebt wird!